Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 15. März.

Dieser Tag galt mir den ganzen Winter hindurch als die Grenze des Kriegs. Zur Märzmitte stellte ich mir vor, müssten die Friedensabtastungen feste Gestalt angenommen haben und die Verhandlungen in Gang gekommen sein. Seit der Verkündung des unbeschränkten Unterseebootkriegs, mit dem Sieg der Tirpitzianer über Bethmann also, war diese Hoffnung zerronnen. So hat denn dieser Idus des März traurige Bedeutung.

Graf Bernstorff ist in Berlin angekommen. Auf dem Schiff, zwischen Christiania und Kopenhagen, wurde er von einem Vertreter des «Berliner Tagblatts» ausgefragt. Eigentümlich, fast wehmütig, in jedem Fall wie bedauernd, klingt seine Antwort auf die Frage, ob es mit Amerika zum Krieg kommen wird. «Das hängt von unseren Unterseeboten ab. Wenn wir amerikanische Schiffe versenken, kommt es wohl zum Krieg». Das ist eine stark umschriebene Bejahung mit einem stark vernehmlichen Unterton der Kritik. Von den Unterseebooten soll es abhängen? Erfüllen diese nicht einen Befehl? Also hängt es von dem Befehl ab, von jenem Befehl, für den es «kein Zurück» mehr geben soll, von jenem Entschluss, von dem man sich von keiner Macht der Welt mehr abbringen lassen will. Also ist dieser Krieg gewiss.

Umso gewisser nach dem heute veröffentlichten Memorandum Lansings an den amerikanischen Staatssekretär Daniels, worin die Behandlung der deutschen Unterseeboote durch die bewaffneten amerikanischen Handelsschiffe vorgeschrieben wird. Behandlung als Piraten, schießen sobald man ihrer ansichtig wird. Ein Zusammenstoß kann jeden Tag eintreten. Jeden Tag kann also der Krieg mit Amerika kommen.