Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 22. Januar.

Im preußischen Abgeordnetenhaus hat der Finanzminister Hergt Mitte Januar sich über die amerikanische Armee geäußert. Es erscheint mir wichtig, diese Äußerungen hier festzuhalten. «Die große Armee über dem Wasser kann weder schwimmen noch fliegen, sie wird nicht kommen.» Vom sozialistischen Abgeordneten Mehring (19. I.) ob dieser «Überhebung» zur Rede gestellt, antwortete er «Weiß Herr Dr. Mehring denn nichts von unserem U-Bootkrieg, den wir seit zehn bis elf Monaten (Unrichtig! seit bald einem Jahr!) führen?»

Weiß der preußische Finanzminister nichts davon, dass trotz unseres U-Bootkriegs eine halbe Million Amerikaner schon in Europa sind? Und glaubt er wirklich, dass ein Volk von 120 Millionen, das schon so großes in technischer Beziehung geleistet hat, sich in einen Krieg stürzen wird, ohne sicher zu sein, seine Truppen auch richtig nach dem Kriegsschauplatz befördern zu können? — Das ist militaristische Psyche, die über den Augenblick hinaus keine Schlüsse zu ziehen vermag.