Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 9. November.

Die Ära Wilson ist vorüber. Bei der vorgestrigen Wahl wurde Bundesrichter Hughes, der Kandidat der republikanischen Partei gewählt. Was bedeutet das? Der Beifall, den Roosevelt dem Ergebnis zollt, lässt nichts Gutes vermuten. Die Übernahme des Amis geht erst im März vor sich. Bis dahin ist eine Vermittlung durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten ausgeschlossen, da Wilson über das Ansehen nicht mehr verfügt, das dazu nötig wäre. Es hat auch den Anschein, als ob man sich auf beiden Seiten der Kriegführenden mit der Überwinterung des Kriegs abgefunden hätte, und als ob man neue, noch grössere, noch opferreichere Anstrengungen für das kommende Frühjahr vorbereiten würde. Dass der Krieg drei Jahre dauern müsse, scheint zur fixen Idee geworden zu sein. Sie beherrscht die Geister derart, dass die Möglichkeit einer früheren Beendigung dadurch ausgeschlossen wird. Die Gefahr besieht nur, dass sich die Regierungen nach drei Jahren so sehr an den Kriegszustand gewöhnt haben werden, dass ihnen eine neue Verlängerung als nichts ungewöhnliches Vorkommen wird.

Heute ist Lord-Mayorstag. Wir werden eine neue Rede von Asquith hören. Auch der Reichskanzler soll heute sprechen. Werden Beide das sagen, was die Völker von ihnen erwarten?