Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 23. März.

Das Wolff-Bureau, das gestern Berichte über die Gründlichkeit der Zerstörung an die neutrale Presse leitet, setzt folgende Bemerkung hinzu:

«So bedauernswert die Maßnahmen sind, die im militärischen Interesse getroffen werden mussten, anerkennen die Neutralen in gleicher Weise wie die deutschen Berichterstotter, dass die Grenze des militärisch Notwendigen nirgends überschritten wurde. Die Neutralen wunderten sich sogar vielfach darüber, dass die deutsche Humanität so weit ging, dass sie beinahe die eigenen Interessen schädigte. So bei der Schonung von Noyon, wo 70 Milchkühe zurückgelassen wurden, um die kleinen Kinder mit Milch zu versorgen. Weit vor der Stadt wurden Tafeln angebracht, auf denen die anrückenden Franzosen darauf aufmerksam gemacht werden, dass Noyon unverteidigt sei, und dass sich 8000 Zivilbewohner in der Stadt befänden.»

Zum Brechen, diese süß-schleimige Selbstpreisung und Humanitätsprotzerei, die beweisen soll, wie unschuldig man an der übrigen Vernichtung des Landes ist. Siebzig Milchkühe für die kleinen Kinder! — Nachbarin, Euer Fläschchen!