Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Spiez, 31. August.

In einer Ankündigung des «Kunstwart» (Deutscher Wille) lese ich:

«Er dient der Kultur, und auch für die Kultur will er Macht. ,Freie Bahn dem Tüchtigen' — die Einsicht ist nicht übereilt an die hohe Stelle gelangt, dass eine Nation erst dann mit ihrer vollen Kraft wirkt, wenn jeder nach Menschenmöglichkeit mit seiner besten Begabung dem Ganzen dienen kann. Was hülfe uns ein Hindenburg, wenn er a. D. in Hannover sätze . . .»

Nun, die Ausnutzung der Begabung eines Feldherrn soll man nicht wünschen! Welches Glück, wenn es nie nötig gewesen wäre, Hindenburgs Talente zu verwenden. Wie schön wäre das Leben, wie herrlich die Welt, wenn Hindenburg a. D. in Hannover geblieben wäre! Zwölf — nein, mit den Nichtgebornen, fünfundzwanzig Millionen Menschen wären noch am Leben, Millionen Familien wären von der Trauer verschont geblieben, das Geld halte seinen Wert behalten und Verarmung und Elend wären nicht über die Welt gekommen. Die Menschen hätten genug Brot, genug Kleidung, genug Kinder! Nein! für diese Tüchtigen, die uns die Welt so zugerichtet haben, wollen wir keine freie Bahn! Das sei für alle Zukunft deutscher Wille!