Das Kriegstagebuch des Alfred H. Fried

Bern, 12. März.

Truppen der Vereinigten Staaten schreiten in Mexiko ein. Die Priester der europäischen Kriegsfurie werden triumphieren. Endlich auch auf dem von ihnen so sehr gehassten Friedenserdteil Krieg. Die bequeme Fabel von dem sogenannten «Besten» und seinem «bösen Nachbar» wird uns aufgetischt werden, vom lieben Gott, der den süssen Krieg zum Element seiner Weltordnung gemacht hat, von der grausamen Natur, die dennoch so liebevoll für die Rüstungsindustrie und Kriegslieferanten, für Orden-, Titel- und Karrieresüchtige gewesen, dass sie den Krieg als ihre Urgewalt legitimierte.

Und doch handelt es sich hier um keinen Krieg. Es ist ein Polizeiaufgebot gegen einen Räuberhauptmann, dessen Treiben zu lästig geworden ist. Das ist eine Handlung im Sinn des Rechts, zur Wiederherstellung verletzten Rechts. Da ist nicht die Rede von Unterjochung, von Eroberung, von Verletzung berechtigter Interessen Anderer. Was sich aus ihr ergeben wird, wird nicht Hass, nicht Rachegier sein, sondern höchste Zufriedenheit Aller, die unter der Rechtsverletzung gelitten. Nun vergleiche man eine solche Aktion mit dem Schauerlichen, das hier in Europa veranstaltet wurde, und man sage, ob das jetzt der in Amerika unternommene Krieg ist.